DIE VERGESSENE FORM
Ich
finde eine leere zerdrückte Kekspackung auf der
Straße und nehme sie mit nach Hause. Ich baue aus
Einmalspritzenbehältern
Gussformen für meine Betonplastiken. Ich kaufe einen Schwung
Schaumrollen, die ich allein niemals aufessen kann, nur weil mich
die Form der Verpackung
inspiriert...
Spätestens jetzt - wenn nicht ohnehin schon lang
vorher - ist mir klar, dass ich gerade den Beginn einer außergewöhnlichen
Geschichte erlebe: Die Begegnung mit der Faszination der vergessenen
Plastikformen.
Geld wird investiert, Maschinen werden extra für sie
gebaut, ein ganzer Industriezweig lebt davon, Designer grübeln darüber,
funktionell müssen sie vor allem sein... Sie werden geschaffen, um für kurze
Zeit einen Zweck zu erfüllen und dann entsorgt zu werden. Dass ihre Vielfalt
fast grenzenlos ist und ihre Schönheit oft erstaunlich, kümmert kaum jemanden.
Seit ich die vergessenen Formen entdeckt habe
und meine Weltraumteile, Wandreliefs und Stadtlandschaften daraus baue,
ist meine Welt um eine Facette reicher geworden. Das Abenteuer Betonguss
sowieso.
Von einigen meiner inzwischen ebenfalls
sensibilisierten Freunde werde ich laufend mit interessantem
Verpackungsmaterial versorgt. Und obwohl sich schon Kisten und Aberkisten voll
gesammeltem Material bei mir stapeln, begegnet mir doch immer wieder Neues, nie
Gesehenes, das mich begeistert und inspiriert.
Sie haben Beachtung verdient, diese
Wegwerfschönheiten. Das Auge der Betrachter auf ständig uns Umgebendes, aber
nie wirklich Wahrgenommenes zu lenken, ist eine der Intentionen meiner Arbeit.
Eine weitere: Bereits von anderen investierte Kreativität zu potenzieren, indem
ich vorgegeben Formen kombiniere, ergänze, umkehre und verfremde, ohne dabei
bisher auf wesentliche Grenzen gestoßen zu sein.
Und zum Schluss ist
da natürlich noch der fast kindliche Spaß, den ich dabei habe.
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